Schleswig-Holstein ist für Frauen nicht sicher
Am 25. November ist der UN Women's Day gegen Gewalt an Frauen.
Bis zum 10. Dezember finden weltweit Aktionen unter dem Motto "Orange the World" statt, die auf das Thema aufmerksam machen. Auch der AWO Landesverband Schleswig-Holstein beteiligt sich.
Kiel, 24. November 2022. Frauen sind täglich von Gewalt bedroht. Das zeigen die Zahlen des heute erschienen BKA-Berichts. Besonders die Anzahl von Gewaltdelikten im Internet ist gestiegen. Aber auch Femizide sind nach wie vor Realität für viele Frauen und Kinder- auch in Schleswig-Holstein wie kürzlich der Mord in Heide zeigt. Jeden dritten Tag wird eine Frau in Deutschland von ihrem (Ex-)Partner oder Familienmitglied getötet. „Gewalt an Frauen ist keine Privatsache – auch wenn sie größtenteils im privaten Umfeld passiert. In einer solidarischen Gesellschaft ist es die Aufgabe von uns allen – also auch von Männern –, Frauen zu schützen“ so die AWO-Kampagnenkoordinatorin Pia Duitsmann.
Wolfgang Baasch, Vorsitzender des Präsidiums der AWO Schleswig-Holstein, wünscht sich mehr Engagement von der Landesregierung: „Die Landesregierung bekennt sich zwar auf dem Papier zur Instanbul-Konvention, in der Umsetzung mangelt es aber. Die Finanzierung von Frauenhäusern und Beratungsstellen steht immer noch auf wackeligen Füßen. Und auch das Personal reicht nicht aus. Statt Pressemitteilungen und Reden muss das Thema Platz im parlamentarischen Prozess finden und Anhörungen und wirksame Gesetzesinitiativen müssen endlich auf die Tagesordnung.“
Deutschland hat das Übereinkommen des Europarats zur sogenannten Istanbul-Konvention ratifiziert. Damit ist sie seit 2018 rechtlich bindend. Sie verfolgt die Ziele, einen umfassenden Ansatz zur Bekämpfung jedweder Form von geschlechtsspezifischer Gewalt und Diskriminierung zu gewährleisten, die zu körperlichen, sexuellen, psychischen oder wirtschaftlichen Schäden oder Leiden bei Frauen führen. Seit Jahren müssen Frauenhäuser mehr Betroffene wegschicken, als sie aufnehmen können. Seit drei Jahren sind die Frauenhäuser im Norden durchgängig voll belegt.
Chris Mull, Regionalleitung der AWO Lübeck, kennt als ehemalige Leitung des Lübecker Frauenhauses die Situation vor Ort sehr gut und wünscht sich endlich mehr Unterstützung für die betroffenen Frauen: „Frauenhäuser sind keine Hotels, in denen sich Frauen kurz ausruhen, um dann in ihr normales Leben zurück zu kehren. Sie sind für viele der einzige Ort, der ihnen und ihren Kindern Schutz vor häuslicher Gewalt bietet. Noch längst können wir nicht alle aufnehmen: Uns fehlen der Platz, das Personal und eine verlässliche Finanzierung. Alle Frauen, die wir abweisen, können wir nicht schützen!“
Frauen, die von Gewalt betroffen sind, können sich an das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" unter 08000/116 016 wenden.