Integration von Geflüchteten
AWO Schleswig-Holstein fordert deutlich weniger Bürokratie bei der Integration und eine finanzielle Absicherung der Migrationsberatung
Mit großer Besorgnis blickt der Präsidiumsvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt Landesverband Schleswig-Holstein e. V. (AWO), Wolfgang Baasch, auf die politische Debatte zum Umgang mit Geflüchteten. In der aktuell heißen Phase der Haushaltsplanungen von Regierungen und Parlamenten will die AWO es nicht akzeptieren, wenn auf dem Rücken von Geflüchteten Stimmungsmache betrieben wird. „Gerade sind sich die demokratischen Parteien eigentlich einig, die Demokratie müsse verteidigt werden. Und gerade jetzt darf es doch nicht zu in der Sache falschen oder unsinnigen Forderungen kommen. Sei es, wenn es ums Bürgergeld für ukrainische Geflüchtete oder angeblich fürs Arbeiten zu faule Einbürgerungswillige geht“, erklärt Wolfgang Baasch.
Die AWO betreut in den IntegrationsCentern mehrere Tausend Geflüchtete. Sie bietet Sprach- sowie Integrationskurse, Migrationsberatung, Arbeitsmarktprojekte und soziale Betreuung für Jugendliche und Erwachsene an. Die meisten Geflüchteten wollen arbeiten und sehr viele arbeiten auch. Arbeit bedeutet nicht nur die Sicherung des Unterhalts, sondern im besten Fall auch Teilhabe und soziale Kontakte. In Deutschland gibt es einen Arbeits- und Fachkräftemangel, daher fordert die Arbeiterwohlfahrt von Bundes- und Landesregierung, verstärkt in die Angebote der Migrationsberatung zu investieren, damit diese Menschen sich in den Arbeitsmarkt integrieren können. Fehlendes Personal und eine mangelhafte Digitalisierung der öffentlichen Verwaltungen ziehen beispielsweise Prozesse für das Erlangen eines Aufenthaltstitels und der Arbeitserlaubnis sowie die Anerkennung von ausländischen Bildungsabschlüssen unerträglich in die Länge. Zum Beispiel müssen die Geflüchteten zunächst einen Sprachkurs absolvieren und erst daran anschließend können sie die Anerkennung ihrer in der Heimat erworbenen Abschlüsse beantragen, weil an dieser Stelle die Ressourcen in der öffentlichen Verwaltung fehlen. Durch die Unterstützung der Migrationsberatung könnte dieser Prozess deutlich beschleunigt werden, wenn dafür in der Migrationsberatung die vorhandenen Stellen ausgebaut würden. „Die Migrationsfachdienste arbeiten unermüdlich daran, Menschen in ihrer Teilhabe und beim Ankommen zu unterstützen, um ihnen eine Perspektive in Deutschland zu bieten. Wir als Arbeiterwohlfahrt sind von dem Arbeits- und Fachkräftemangel stark betroffen und wünschen uns mehr Flexibilität, was Qualifizierungs- und Integrationsmaßnahmen bei gleichzeitiger Beschäftigung von Geflüchteten betrifft“, betont Michael Selck, Vorstandsvorsitzender Arbeiterwohlfahrt Landesverband Schleswig-Holstein e. V.