AWO Landesverband stärkt Inklusion und Partizipation in Demokratie-Kitas

Fachtag mit über 850 pädagogischen Fachkräften zeigt Ansätze und Strategien


„Kinder besitzen alle Fähigkeiten, um ihr eigenes Leben zu gestalten. Inklusion und Partizipation sind für uns als AWO Schleswig-Holstein daher grundlegende Elemente einer demokratischen Kita-Kultur, eine Grundvoraussetzung für frühkindliche Demokratiebildung und für eine gerechte Gesellschaft“, betonte Michael Selck, Vorstandsvorsitzender des Arbeiterwohlfahrt Landesverbandes Schleswig-Holstein e.V., auf dem Fachtag des Landesverbandes in Rendsburg vor 850 pädagogischen Fachkräften der AWO.


Ziel des Landesverbandes mit 61 Kitas und rund 4.900 Betreuungsplätzen ist es, dass alle Kinder aktiv am Kita-Alltag teilhaben können, ihre Stimmen gehört werden und sie lernen, selbstbewusst „Ja“ und vor allem „Nein“ zu sagen. Dies ist besonders dann wichtig, wenn Kinder in ihren Rechten beschnitten oder der Gefahr von Übergriffen ausgesetzt sind. Dafür wurden bereits 80 Prozent aller Kitas des AWO Landesverbandes in Schleswig-Holstein als „Demokratie-Kita“ zertifiziert.

Individuelle Bedürfnisse aller berücksichtigen


Die Umsetzung inklusiver Werte erfordert vor allem eines: einen Perspektivwechsel. „Inklusion mag auf den ersten Blick als große Herausforderung erscheinen, doch oft sind es kleine, pragmatische Schritte, die den Unterschied machen“, weiß Lena Swiontkowski, Leitung Kindertagesbetreuung im AWO Landesverband. „Es geht darum, die Welt mit den Augen des Kindes zu sehen und seine individuellen Bedürfnisse zu respektieren, damit es sich wertgeschätzt und verstanden fühlt.“ Ein Beispiel zeigt, wie einfach Inklusion im Alltag sein kann: Ein Kind mit Autismus und selektivem Essverhalten nimmt nur sehr eingeschränkte Lebensmittel zu sich – etwa Trinkpäckchen und Frühstücksriegel. „Was für viele ungewöhnlich erscheinen mag, ist für dieses Kind vielleicht die einzige Möglichkeit, überhaupt zu essen und zu trinken. Warum nicht akzeptieren, was für das Kind funktioniert?“, erklärt Swiontkowski und fügt hinzu, „Wir Erwachsenen mögen schließlich auch nicht alles – ich persönlich würde niemals Koriander essen.“
So individuell wie die Bedürfnisse der Kinder, so unterschiedlich sind die familiären Bedarfe oder bauliche Anforderungen in den Kitas. All diese Faktoren müssen pädagogische Fachkräfte für eine erfolgreiche Inklusion und die Teilhabe aller Kinder berücksichtigen - und dabei gleichzeitig auf ihre eigenen Möglichkeiten und Grenzen achten.


Inklusive Haltung im Kita-Alltag verankern


Beim Fachtag ging es daher vor allem um praxisnahe Lösungen für die Verbindung von Inklusion, Partizipation und Selbstfürsorge. In Fachvorträgen sowie im Gespräch mit Expert*innen und untereinander tauschten sich die AWO-Fachkräfte über aktuelle Ansätze, neue Perspektiven und ganz viel Best Practice aus. Auf dem Marktplatz Inklusion standen Informationen über individuelle Unterstützungsangebote und Hilfen bereit ebenso über fachspezifische Verfahren aus den einzelnen Kreisen Schleswig-Holsteins, die direkt vor Ort an Fallbeispielen diskutiert werden konnten. Inklusive Materialien wie Bücher, Puppen und Stifte boten Inspiration für die spielerische Einbeziehung der Kinder.


Für Lena Swiontkowski hat der Fachtag gezeigt, wie wichtig der Austausch untereinander und die kontinuierliche Arbeit an Inklusion und Partizipation ist, um sie wirklich im Kita-Alltag zu verankern. Gleichzeitig markiert die Veranstaltung den Startpunkt für alle Mitarbeiter*innen, in einen kreisübergreifenden Austausch zu diesem Thema zu gehen. „Über unseren AWO Bildungscampus bieten wir beispielsweise eine eigene Fortbildungsreihe zum Thema Inklusion mit externen Expert*innen an, um unsere Kolleginnen und Kollegen kontinuierlich zu begleiten, zum Beispiel zu Autismus, Interkulturalität oder den Umgang mit traumatisierten Kindern“, erzählt Swiontkowski. Verbandsintern fördert die AWO den Austausch durch die pädagogische Fachberatung, die Schulungen und kollegiale Beratungen zu Inklusion anbietet, bei denen die Fachkräfte individuelle Situationen und Lösungen besprechen und teilen können. Ab April wird außerdem eine neue Arbeitsgruppe einen Leitfaden für inklusive und partizipative Bildungsräume entwickeln und eine Materialsammlung für Kinder sowie Fachkräfte erstellen, die in enger Zusammenarbeit mit Fachkräften, Leitungspersonen und pädagogischen Fachberatungen entsteht.


„Inklusion ist eine zentrale Aufgabe, in unseren Kitas, in unseren Teams und in unserer Gesellschaft insgesamt, damit Kinder lernen können, Verantwortung zu übernehmen, mitzubestimmen und sich zugehörig zu fühlen“, fasst Swiontkowski zusammen. Die AWO Schleswig-Holstein wird sich daher auch zukünftig politisch dafür einsetzen, gesetzliche Grundlagen zu schaffen, die gute inklusive Kitas für alle Kinder ermöglichen.

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